PHILIPPINEN
Auf die Philippinen 13.12.2014-20.12.2014
Tja was wollen die FraTis denn hier, wenn’s in Thailand doch so schön ist? Lange Geschichte, die mit einem Blind Date begann. Habt Ihr schon mal ein Blind Date gehabt? Das ist eine äußerst spannende Sache und zeigt: Der Mensch denkt und Gott lenkt. Vor sechs Jahren haben wir Michaela und Volker kennengelernt. Sie reisen seit nun knapp 10 Jahren mit Ihrem Schifferl „La Gitana“ um die Welt. Ihre Homepage verfolgen wir seit dem täglich, und haben die Beiden einfach mal an den Chiemsee eingeladen…und in der Tat; im Juli 2008 standen Sie dann vor unserer Haustür. Unser Blind Date! In Deutschland haben wir uns noch einige Male gesellig getroffen, sind zu Freunden geworden, und jetzt Ihrer Einladung auf Ihr Schiff gefolgt.
Wir landen in Davao, einer Millionenstadt auf Mindanao - der zweitgrößten Insel und zugleich südlichste Inselgruppe der Philippinen. Uff – gut warm hier, und das um 5.00 Uhr in der Früh. Ein Taxi bringt uns für kleines Geld zum Hotel. Auf dem Weg wird schnell klar, hier ist die Bevölkerung sichtlich ärmer als in Thailand, aber die Menschen sind sehr freundlich. Bei einem Stadtrundgang -okay, wir relativeren, was man in einer der flächenmäßig größten Städte der Welt zu Fuß erreichen kann- verschaffen wir uns einen ersten Überblick. Diese Stadt hat genausoviele Einwohner wie München, aber eine fast 8fach so große Ausdehnung. Wer meint das bayrische Rauchverbot sei schon ein Eingriff in die Privatsphäre, der sollte nicht in diese Stadt kommen, denn hier ist das Rauchen im gesamten! Stadtgebiet verboten. Egal ob im Restaurant, auf dem Hotelzimmer, in öffentlichen Gebäuden, Parks oder auf der Strasse, hier halten sich alle Bewohner an das Rauchverbot, kein Wunder bei den drastischen Strafen von einem Monatslohn (rund 200 Euro) und mehr. Na das nennen wir eine Ansage. Fahren am Montag auf die Insel Samal zur Holiday Oceanview Marina und beziehen unsere Koje auf der „La Gitana".
Die nächsten zwei Tage düsen wir mit kleinen Motorrädern kreuz und quer über die kleine Insel, probieren die Philippinische Küche, die wider Erwarten sooo schlecht gar nicht ist, und haben uns einfach viel zu erzählen.
Nach einem Großeinkauf im geschäftigen Davao – hier scheint die gleiche Weihnachtshektik zu herrschen wie in Deutschland – soll´s morgen losgehen zur Ankerbucht. Schwimmen, Schnorcheln, Fische gucken, Faulenzen ist angesagt. Ohhh..... wie schön kann der Dezember sein.
Weihnachten mal etwas anders… 22. – 27.12.2014
Nach diversen Einkäufen und Besorgungen geht’s dann los. Eigentlich war der Plan von Michaela und Volker zu den rund 100 Meilen entfernten Saragani Inseln zu segeln um dort mit uns die Feiertage in einsamen Ankerbuchten zu feiern. Jedoch könnte es sein, dass in einer Woche ein Taifun mit 60 kt Windgeschwindigkeit auf Davao trifft, so die Gripfiles. Das wäre zwar unüblich, da Davao eigentlich unterhalb des Taifungürtels liegt und rund alle 50 Jahre in Davao ein tropischer Wirbelsturm einschlägt, aber „Trau Schau Wem“ bei den weltweiten Wetterkapriolen. Wir sind alle in der letzten Saison viel und weit gesegelt, und so beschließen wir alle gemeinsam nicht die Strecke zu machen, sondern lieber die nächste Ankerbucht „um die Ecke“ zu nehmen. Also auf, Schiff klar zum Auslaufen. Nach 3 Stunden fällt der Anker auf 25 Meter Tiefe. Wir bekommen noch eine Lehrstunde wie man bei Korallenblöcken, mit in der Ankerkette eingehängten Bojen, richtig ankert. Nun, die gibt es im Mittelmeer nicht. Dann wird erst mal ausgiebig gebadet und relaxt. Am Morgen des Heilig Abend fahren wir weiter zum Pearl Farm Resort.
Vor dem luxuriösen Resorthotel mit seinen schmucken Bambusbugalows, das auf dem Gelände einer ehemaligen Perlenzuchtstation liegt, fällt unser Anker auf ca. 30 Meter Tiefe. Puhhh, ganz schon tief, für uns Mittelmeersegler völlig ungewöhnlich. Leider währt unser Glück nicht lange. Es kommt ein Motorboot längsseits, wir werden höflich aber bestimmt aufgefordert umzuankern, da wir uns auf privatem Gelände befinden. Im Internet lesen wir, dass die Betreibergesellschaft den Bau einer Marina plant…na ja, da dürfen Sie aber bis dahin lernen, mit freundlichen Yachties anders umzugehen…
Wir wählen dann eben ein Ankerplätzchen direkt vor dem kleinen angrenzenden Dorf, in Mitten von Fischerbooten. Auch schön hier. Jetzt wird’s aber Zeit für die Vorbereitung unseres Weihnachtsessens. Es gibt ein Fondue, wunderbares selbst gebackenes Olivenbrot von Michaela und Fonduesaucen aus der Bordproduktion…Remoulade, Curry-Bananen-Dip. Kräutersauerrahm und eine Orangen-Cumberland-Soße. Was will der hungrige Segler mehr? Dazu noch einen schönen Wein, und sogar das Wetter spielte mit, bei diesem Heiligen Abend der besonderen Art. Die anschließenden Weihnachtsfeiertage verbringen wir in der hübschen Bucht. Dem kleinen Ort mit seinen freundlichen, fröhlichen Bewohnern statten wir ebenso wie den Pfahlbauten, die direkt vor unserer Nase liegt, einen Besuch ab.
Vikings, oder ganz viel leckere Schweinereien….. 28.12.2014
Die gesamte Woche schauen Volker und Frank mehrmals täglich, was der angekündigte Wirbelsturm macht. Auf den neuesten Gripfiles wird er nun nördlicher kommen, auf der Internetseite Hurricanzone.net ist da nix, keine Tropical Depression noch nicht mal eine Investigation, ausgegeben. Auf Tropicaltidbits.com wird dieses heranrückende Tief Anfang der Woche als 93W Invest geführt, dann einen Tag später gestrichen. Aber nach den Unterlagen sehen die beiden Skipper doch ganz klar, da kommt was Ungemütliches auf den Norden von Mindano angerückt. Sehen wir was, was die vom Wetterdienst nicht sehen, oder irren wir und interpretieren die Gripfiles falsch? Kaum vergehen zwei Tage, bekommt dieses Tief auf beiden Internet-Seiten mit einer Vorlaufzeit von 2 Tagen vor dem Landfall - ist kein Taifun sondern "nur" noch auf Tropensturm herabgestuft - einen Namen: Jangmi. Er wird am 29.12 mit bis zu 100 km/h Windgeschwindigkeit bei der Stadt Bayugan einschlagen. Bei uns soll es, so die Vorhersage, vielleicht mit 15-20 kt wehen, aber das ganze Wochenende wie aus Eimern regnen. Da macht es vor Anker auch keinen Spaß den ganzen Tag unter Deck zu sitzen. Also zurück in die Marina. Welch weise Entscheidung, kaum ist der Anker an Bord, stehen schon 25 kt auf der Windanzeige. Wir wollen den verregneten Sonntag nutzen, um ein paar Einkäufe in Davao zu erledigen. Als Ausgleich für das Schietwetter, geht’s am Abend ins Restaurant Wikings, dem größten Büffet-Restaurant der Philippinen. Dort soll es ein sensationelles All-you-can-eat-Büffet geben. Sind schon gespannt und haben brav Plätze reserviert, jede Menge Hunger mitgebracht…und werden nicht enttäuscht.
An dem gigantischen Büffet gibt außer einer riesigen Sushi Auswahl, die natürlich als erstes den Weg auf unsere Teller findet, Gerichte aus der chinesischen, koreanischen, amerikanischen und auch italienischen Küche. Kurz gesagt von Entrecote, über diverse Fischgerichte, bis zur Pizza war alles vertreten.
Und zwar richtig lecker gekocht, ansprechend präsentiert, sogar die Süßspeisen waren nicht nur Philippinisch bunt und unendlich süß, sondern jedes Gramm Hüftgold wert. Auch der Unterhaltungsfaktor kommt nicht zu kurz. Jeder der Gäste, der heute seinen Geburtstag feiert, und das sind in diesem großen Restaurant anscheinend nicht wenige, bekommt ein fetziges Ständchen gespielt und erhält einen kleinen Geburtstagskuchen. Wir vier “kugeln“ nach vier Stunden Schlemmerei zurück auf die La Gitana und legen diese um Einiges tiefer…
Abtauchen zum Jahresende 31.12.2014
Wir liegen wieder in der schönen Bucht in der Nähe des Pearl Farm Resorts und heute am letzten Tag des schönen Jahres 2014 geht’s nochmal zum Schnorcheln zu den gigantischen Mördermuscheln. In der Bucht wurde auf dem Gelände der ehemaligen Perlenzucht ein kleines Wasserreservat für die wunderschönen, seltenen, riesigen Muscheln eingerichtet.
An einem kleinen Riff liegen Hunderte in allen möglichen Größen und Farbschattierungen dicht unter der Wasseroberfläche. Sowas sieht man heute eigentlich gar nicht mehr, versichern uns Michaela und Volker, und wir können uns gar nicht sattsehen. Zu den Muscheln gesellen sich noch Clownfische, Seenadeln, Seeschlangen, Petermännchen Fledermausfische, große Seesterne und jede Menge Fischlein in knallbunten Farben. So macht Schnorcheln Spaß, erst nach gut zwei Stunden fahren wir mit dem Dinghi wieder zur La Gitana zurück. Dort basteln die Jungs dann an dem neuen Sonnensegel fürs Schifferl, während die holde Weiblichkeit die Kombüse zum Dampfen bringt. Schließlich ist heute Silvester, Schnorcheln macht hungrig und Segler sind – auch wenn sie gerade nicht besonders viel Segeln – für ein leckeres Essen immer zu haben.
Zuerst gibt es Antipasti: Humus, Guaccamole, marinierte Champignons, Zucchini und Auberginen mit Limone. Dann folgt Michaelas Spezial Boeuf Bourguignon mit bayrischen Semmelknödeln. Zum Abschluss schauen wir traditionsgemäß Dinner for One. Anschließend öffnet Volker die Bord Diskothek. Zum krönenden Abschluss eines tollen Jahres und als Einleitung für das Jahr 2015 bekommen wir noch ein schönes Privatfeuerwerk von gegenüber liegenden Luxusresort. Ein rundum gelungener Jahreswechsel!
On the road again 06-07.01.2014
Nach unserem dreiwöchigen „de luxe-all inclusive-relax“ Urlaub auf der La Gitana (nochmals Vielen, Vielen Dank Michaela und Volker!!!), sind wir wieder unterwegs – und das mit Sieben-Meilen-Stiefeln. 8.30 Uhr ein Tränchen verdrückt beim Abschied, mit dem Taxi zum Flughafen von Davao, Flug nach Manila, von dort mit dem Yellow metered Taxi (zweistündige Warteschlange, das gibt’s sonst wohl nirgendwo auf der Welt) zum Busbahnhof, wieder 8 Stunden warten, abends um 22.00 Uhr mit dem Bus nach Solano (Horrorfahrt, an Schlaf nicht zu denken, der Bussfahrer nimmt wohl geistig an der gerade gestarteten Rallye Dakar teil, gut was will man auch für 7 Euro p.P für eine Strecke von 350 km auch verlangen), 4.00 Uhr morgens Ankunft irgendwo im Dunkeln, mit dem Tricycle (Moped mit Beiwagen) zur Jeepney Haltestelle am Ende von Solano.
Dann Jeepney nach Lagawe, dort Umsteigen ins Jeepney nach Banaue, 11.00 Uhr Ankunft am Tagesziel, dann mal eine Unterkunft gesucht, 11.30 Unterkunft gefunden, 12.00 Tiefschlaf. Für drei Stunden Koma, der Winterschlaf eines Bären kann nicht tiefer sein.
Frisch erholt heuern wir danach ein Tricycle an, das uns die 5 Kilometer lange, steil bergauf gehende Straße zu einigen fantastischen Aussichtspunkten der weltberühmten Reisterrassen bringt.
Wir genießen den Blick in das 1200m hoch gelegene und 20 Kilometer lange Banaue Tal. Seine 2000 Jahre alten Reisterrassen gelten als achtes Weltwunder. In mühsamer, jahrhundertelanger Handarbeit wurden sie angelegt und dabei ganze Gebirgszüge von Menschenhand vollkommen umstrukturiert. Stufen zum Himmel nennt das Bergvölkchen der Ifugao seine in den Wolken hängenden Terrassenkulturen. Diese Art von nassem Feldbau erfordert viel Erfahrung und ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem. Die oft nur wenige Quadratmeter großen Parzellen werden von 30 Zentimeter starken und 5 bis 7 Meter hohen Wällen aus Lehm oder Stein gestützt. Die Bewirtschaftung erfolgt in Arbeitsteilung. Die Männer legen die Terrassen an und sorgen für die Instandhaltung. Die Frauen setzen in mühsamer vornüber gebeugter Haltung die Schösslinge und jäten das Unkraut. Die Ernte erfolgt in Teamarbeit. Welch mühsame Arbeit in den Steillagen. Maschineneinsatz ist nicht möglich, alles muss von Hand erledigt werden, die gesamte Ernte auf den Schultern über halsbrecherischen Pfade und Stufen nach Hause getragen werden. Unsere Einstellung zum Lebensmittel Reis ändert sich gerade schlagartig und kein Körnchen wird mehr ohne die gebührende Aufmerksamkeit in unseren Mund wandern. Wir sind beeindruckt von diesem von Menschenhand geschaffenen landschaftichen Meisterwerk. Zu Recht wurden die Reisterrassen von Banaue und Batad als Weltkulturerbe ausgezeichnet.
Gegen Abend buchen wir noch für den nächsten Tag eine geführte Tour zu den Reisterrassen von Batad und organisieren Plätze im Nachtbus nach Manila für unsere Rückfahrt am Freitag. Nach einem Adobo (Hühnerfleisch in Essig, Sojasauce, Knoblauch und Zwiebeln gekocht) in einem kleinen Restaurant geht’s zurück zu unserer Unterkunft. Keine Minute zu spät. Hier in Banaue schließen alle Restaurants um 21.00 Uhr und in unserem Hotel ist um 22.00 Uhr absolute Sperrstunde.
Diese wurde eingeführt um die einheimischen Jugendlichen vor den Auswüchsen westlicher Freizeitkultur zu schützen und einem ungehemmten Nachtleben, wie es in anderen philippinischen Ferienorten herrscht, von vornherein einen Riegel vorzuschieben. Nicht schlecht ..... oder?!
Ein Amphitheater aus Reisterrassen, das Dorf Batad 08.01.2015
7.00 Uhr Aufstehen, wer früh ins Bett geht, kann auch früh wieder raus. Um 8.00 Uhr startet unsere Tour mit dem Jeepney nach Batad. Erst geht es auf einer neuen befestigten Straße recht gut voran. Leider ist der Straßenbau noch nicht ganz abgeschlossen, aber immer wieder können wir auf Teilstücken, die schon für den Verkehr freigegeben sind, fahren.
Den Rest holpert der Jeepney eben über Stock und Stein. Nach 90 Minuten geht es nur noch per Pedes weiter und nach 50 minütigem Fußmarsch erreichen wir den Aussichtspunkt oberhalb des Dörfchens Batad.
Der Blick auf die Reisterrassen, die sich wie ein Amphitheater um das in einer Talsohle gelegene Dorf schmiegen, ist wunderschön. Passend zu unserer Ankunft zeigt sich auch die Sonne. Die ersten Fußmüden aus unserem kleinen Trüppchen geben auf, wir wandern noch drei Stunden weiter, durch die Reisterrassen bis zu den 25 m hohen Tappiyah Wasserfällen, die einen Naturpool speisen. Steil bergan geht es nach einem einfachen Mittagessen zurück zum Gefährt.
Von unseren Führern erfahren wir, dass bereits viele der Terrassenfelder brach liegen, da immer weniger Menschen bereit sind, die schwere Knochenarbeit in den steilen Reisfeldern auf sich zu nehmen. Im Tourismus und im Straßenbau sind die Pesos eben leichter zu verdienen als auf den Feldern.
Mit finanzieller Unterstützung der philippinischen Regierung sollen zumindest Teile der Terrassen erhalten werden. Ohne diese Unterstützung würde es das achte Weltwunder wohl in wenigen Jahren nicht mehr geben. Mit der Zerstörung der Reisterrassen versiegt für die Bergvölker eine zusätzliche Nahrungsquelle, denn überraschender Weise sorgt gleichzeit Fischzucht in den gefluteten Parzellen für eine proteinreiche Ergänzung des Speiseplans. Ca. 400 kg Fisch können pro Hektar gezogen werden, ohne das der Reisanbau Schaden nimmt. Wer hätte das gedacht???
Schlammschlacht 08.01.2015
Wir wollen den letzten Tag in Banaue nutzen, um nach Hapao und Hungduan zu fahren. Es erwartet uns eine Fahrt durch ein enges Tal, an dessen Hänge die Reisterrassen wie Schwalbennester kleben sollen. Das Wetter ist heute nicht der Hit. Es hat die ganze Nacht geregnet und auch heute morgen nieselt es bei kühlen 17 Grad. Als sich gegen Mittag der Nebel in höhere Gefilde begibt, brechen wir auf. Jakob ist der Tricycle Fahrer unseres Vertrauens – hoffen wir zumindest.
Ein junger Bursche mit roten Zähnen vom Bethelnuss kauen. Dabei wird der gekochte und getrocknete Samen der Areka-Frucht zusammen mit Sirih-Blättern, Tabak und Kalkpulver zu Kugeln gerollt, die dann hinter die Backenzähne geschoben werden. Beim Kauen entwickelt sich dann ein roter Saft, der ab und an im hohen Bogen ausgespuckt wird. Das scheint hier ein Volkssport zu sein.
Vom Kleinkind bis zur Oma kaut hier jeder das zahnschädigende Moma, obwohl überall in Banaue Schilder darauf hinweisen, dass der Konsum sowie das Ausspucken verboten ist. Aber wo kein Richter, da kein Henker. Dabei sind die Straßen übersät von den roten Überresten.
Wir fahren die ersten Kilometer wie immer steil bergauf. Dann endet die befestigte Straße schlagartig. Vor uns eine roter See aus Schlamm und Wasser. Tja da wird Jakob wohl jetzt umkehren müssen. Das schaut hier nicht nach Durchkommen aus. Aber Jakob kennt da nix. Er zuckt noch nicht einmal mit der Wimper. Ein echter Tricycle-Fahrer kennt kein zurück. Geschickt manövriert er uns mehr schlitternd als fahrend durch den zähflüssigen Matsch und zeigt uns ganz nebenbei noch die schönsten Ausblicke auf die Reisterrassen. Cool der Typ. Der Mann ist gut und definitiv jeden Peso wert! Am Hungduan Viewpoint ist definitiv für uns Endstation. Dort angekommen lässt auch der Regen nach.
Unser Blick schweift ein letztes Mal über die Reisparzellen. Schön friedlich hier. Wir müssen uns den fantastischen Blick mit Niemandem teilen. Wir schweigen und genießen, wie schon so oft auf unserer Reise. Auf dem Rückweg zeigt es sich, dass der zusätzliche Regen der Schlammpiste nicht wirklich gut getan hat.
Mehrmals scheint es, als hätten wir uns festgefahren, und in den Knöcheltiefen Schlamm aussteigen müssen. Doch jedes Mal rettet Jakob die Situation. Einen Liter Freiöl für das tapfere Tricycle! Als uns der Schlamm schließlich ins Gesicht spritzt, weiß Jakob Rat. Einige Kilometer weiter gibt es an der inzwischen wieder befestigten Straße einen Wasserschlauch. So einfach ist das auf den Philippinen. Wir haben Spaß für zehn, auch wenn wir Schlamm geduscht, total durchgeschüttelt und blaugefroren sind. Die optimistischen FraTi´s sind natürlich für die vier Monate Asien nur mit einer langen Hose und einem etwas wärmeren Pulli unterwegs. Regenschutz??? Wofür denn? Wir sind doch hier um Griechenlands regenreichem Winter auszuweichen… Heute wohl Fehlanzeige. Shit happens…and fun also…
Manila 10.01.2015
Der Moloch Manila hat uns wieder. Problemlos erreichen wir nach 10 Stunden Fahrt mit dem Nachtbus um 6.00 Uhr früh, die schon um diese Uhrzeit pulsierende Hauptstadt mit dem 12 Millionen Einwohner zählenden Großraum. Bevor wir nach Singapur weiterfliegen bleiben wir noch zwei Tage hier. Unser Hostel 1632 liegt direkt zwischen den zentralen Stadtteilen Malate und Ermita, ist sehr sauber, hat ein nettes Bad mit reichlich Wasser aller Temperaturstufen, Internet und sogar einen Roomservice. Kaum angekommen stapfen wir gleich los zum historischen Stadtteil Intramuros und betreten diese Stadt in der Stadt durch die Puerta Real, das Königstor.
Unser Ziel ist die San Augustin Church, ein Meisterwerk altspanischer Baukunst von 1606, welches als älteste der ehemalig 12 Kirchen von Inramusros all die Jahrhunderte mit Erdbeben und Kriegen, selbst das verheerende amerikanische Bombardement von 1945 nahezu unbeschadet überstanden hat. Wohl gerade deshalb gehört sie zum Unseco Weltkulturerbe. Unsere Geduld wird auf die Probe gestellt. Heute scheint ein guter Tag zum Heiraten zu sein. In dieser berühmten Kirche folgt eine Hochzeit auf die nächste, scheint hier ein klein Las Vegas zu sein. Die prunkvoll herausgeputzten Bräute und Hochzeitsgäste sind zwar schön anzuschauen, aber Touristen müssen für die nächsten Stunden draußen bleiben.
Wir vertreiben uns die Wartezeit mit dem Besuch des angegliederten Museums und des angrenzenden Augustiner Konventes, schlendern durch zwei lauschige Kreuzgänge mit palmenbestandenen Innenhöfen, bestaunen die spanisch-philippinischen Kunstschätze und besuchen die Krypta, in der berühmte Manilenos (Einwohner von Manila) ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Schließlich landen wir auf der Empore des Chors und haben von dort aus nicht nur einen exzellenten Logenblick auf die Hochzeiter, sondern vor allem auf den mächtigen Innenraum der 62 m langen Kirche und sind dessen Besonderheit - den kunstvollen plastisch gemalten Deckengemälden- ganz nahe. Nachdem sich das letzte Paar unter dem Jubel und Applaus der Gäste das Jawort gegeben hat, dürfen alle die Kirche auch von Innen bestaunen. Na was sollen wir sagen, das Spannende war wohl das Warten.
Beim anschließenden Bummel durch Intramuros zeigt man uns eine Trainingseinheit des auf den Philippinen so beliebten Hahnenkampfs, nachdem wir die Gockel und ihre nicht minder eitlen Herrchen interessiert bewundert hatten. Viel zu schnell wird es wieder dunkel, meine kleine (1,54m) Skiperette hat noch einen besonderen Wunsch. Sie möchte ins Hobbit House, eine Institution in Manilas Nachtleben. 1975 wurde es von Jim Turner gegründet, nachdem er von einer Subkultur zwergenhafter Menschen gehört hatte, die es in dem Inselstaat schwer haben Arbeit zu finden. Fast alle Mitarbeiter hier sind einfach etwas kleiner als normal große Philippinos, so zwischen 95 cm und 1,30 m. Tina, die an Bord oft klettern muss, um an viele Dinge heranzukommen, fühlt sich wie ein Riese und die emsigen Mitarbeiter der Bar wuseln mit kleinen Schrittchen um uns rum und haben sichtlich Freude an der Arbeit mit den komischen großen Gästen.
Dann heißt es aber doch, ab in die Federn, wir haben schließlich gestern Nacht kaum Schlaf bekommen. Es ist 3.30 Uhr, mein lebendiger Bordalarm schlägt Alarm. Durch das Wackeln des Bettes ist sie sofort wach geworden und hat mich geweckt. Menschen eilen auf die Straße, ein Erdbeben lässt die Fahnenmasten und Straßenlaternen vor dem Hotel bedenklich schwanken. 5 Minuten später ist wieder alles ruhig. Weiterschlafen ist angesagt, ist schon sehr beunruhigend, wenn die Erde so bebt. Ein Blick am Morgen ins Internet, gibt Gewissheit, das Epizentrum war rund 75 km entfernt und mit 5,8 auf der Richterskala ein mittelstarkes Beben. Alles in Ordnung, nix passiert...
Von Adeligen und Armen 11.01.2015
Die Casa Manila, ein mit Originalinventar eingerichtetes Herrenhaus, gibt uns heute einen sehr anschaulichen Einblick in das Leben wohlbetuchter spanischer Familien im 18. und 19. Jahrhundert. Schlafzimmer, der Wirtschaftsbereich mit Küche, Repräsentationsräume, eine Hauskapelle und sogar ein doppeltes Stilles Örtchen ist zu besichtigen. Die Casa liegt gegenüber der gestern besichtigten San Augustin Kirche im Plaza San Luis Komplex, einem geschmackvoll renovierten Gebäude aus der Kolonialzeit mit verwinkelten Innenhöfen, Restaurants und Geschäften.
Von dort aus ist es nur ein Katzensprung zum Fort Santiago, wo der "Rizal Shrine" steht. Dieses Museum enthält historische Dokumente und persönliche Gegenstände des Patrioten, Schriftstellers, Arztes und Poeten, der heute wie ein Nationalheld verehrt wird. Wir haben mal wieder Glück, der junge Pablo erzählt uns bei einer kostenlosen Führung so manche Begebenheit aus dem Leben des durch ein spanisches Exekutionskommando hingerichteten Freiheitskämpfers Jose Rizals, der auch durch seine letzten Worte berühmt wurde, hier ein Auszug:
Solltest du eines Tages auf meinem Grab
Zwischen dem hohen Gras eine schlichte Blume sprießen sehen,
Streichele sie mit deinen Lippen und küsse meine Seele.
Ich werde es durch den kalten Grabstein hindurch auf meinem Antlitz fühlen,
von deiner Zärtlichkeit den Hauch, von deinem Hauch die Flamme.
Für uns heißt es morgen Abschied nehmen von Metro Manila. Noch nie ist uns dieser Abschied auf der einen Seite so schwer und doch so leicht gefallen. Manila ist extrem dreckig, gefährlich und noch nie haben wir die Schere von Reichtum und Hunger so gespreitzt gesehen. Die Stadt ist übervoll von armen bettelnden Menschen. Uns erschließt es sich nicht, ob dies an den kürzlichen Naturkatastrophen sprich Taifun "Hagupit" aus dem letzten Monat, oder an dem Supertaifun Haiyan ein Jahr zuvor liegt, oder ob dies hier der Normalzustand ist. Wichtig zu wissen: 30% aller Philippinen sind leben unterhalb der Armutgrenze. Dies hieße für Metro Manila rund 4 Millionen Menschen haben weniger als 1 Euro pro Tag zum Leben. Es ist unmöglich mehr als ein paar Schritte zu gehen, ohne von jemand hartnäckig angesprochen zu werden. Wir haben schon viel Armut in den verschieden Ländern dieser Welt gesehen. Vollstes Verständnis, wenn jemand Geld für das Allernötigste benötigt, oder etwas verkaufen möchte. Sind immer bereit zu geben, hier ist man ist jedoch hilflos angesichts der Masse an Armut. Familien mit Kleinstkindern haben oft nicht mehr, als die Lumpen, die sie am Leib tragen und schlafen daher auf offener Strasse. Den Armen, denen es etwas besser geht, haben es zu irgendwelchen Verschlägen aus Pappkarton und Plastikfolien unter Brücken oder Bäumen geschafft. Diese Behausungen werden garantiert beim nächsten tropischen Regenguss oder Sturm wieder zerfetzt, von den Taifunen die hier das ganze Jahr auftreten können, spechen wir noch gar nicht.
Auf der anderen Seite des Zaunes spielen Unentwegte eine Runde Golf, oder man geht ein paar Schritte weiter und kommt in eine glitzernde Einkaufsmall in der es von Armani bis Zirkonia jeden erdenklichen Luxus gibt.
Die Luft ist von den vielen Jeepneys so dreckig, das überall in der Stadt das Atmen kaum möglich ist.
Obwohl das Land landschaftlich viel Spektakuläres zu bieten hat und die Menschen sehr freundlich sind, freuen wir uns doch auf Singapur.
Wir machen Platz, der Papst kommt in drei Tagen nach Manila, wir sagen leise Servus…